Autor: Anonym
Ich sitze in meinem Bus nach Hause. Meine Augen glänzen sehr verdächtig. Bis mir eine Träne die Wange runterrollt. Ich suche schnell ein Taschentuch u. wische die Träne weg in der Hoffnung das niemand von den Fahrgästen sie gesehen hat.
Doch ich habe eine aufmerksame Sitznachbarin die mich von der Seite anschaut u. fragt
„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“. Prompt habe ich meine Blitzantwort die schon automatisch kommt
„Danke, alles gut!“
Nichts ist gut! Mich zerfrisst es innerlich vor Trauer, Wut und Ignoranz. Ich habe für mich etwas entschieden das nicht in unserer Gesellschaft geduldet od. akzeptiert wird. Denn ich habe einem Kind das Leben verwehrt und mich dazu entschlossen es nicht auf die Welt zu bringen.
Damit muss ich mein ganzes Leben fristen. Ich kann mit niemanden darüber reden denn auf die abschätzigen Kommentare wie (z.B. Frauen die einen Schwangerschaftsabbruch hatten brauchen nicht zu trauern denn Sie wollten das Kind ja nicht!) kann ich nicht mehr hören.
Auch in der Familie wird dieses Thema totgeschwiegen. Ich stehe ganz alleine mit meiner Trauer abseits der Gesellschaft. Ich trauere schon seit 23 Jahren, ich darf und soll trauern!
Warum jemand diese Entscheidung für sich trifft ist irrelevant. Hier geht es darum, dass auch ich traurig sein darf, wütend sein darf. Das schmerzhafteste aber ist das ich ausgegrenzt werde und abschätzige Blicke ernten würde, wenn ich darüber sprechen würde.
Auch wenn wir das Jahr 2024 haben stehen wir hier doch noch in der emotionalen Steinzeit!
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